15. Schweriner Silvesterlauf

Dezember 31st, 2007 von Matze

Heute, zum Jahresauklang, wollte ich's noch mal wissen und nahm mir vor beim Silvesterlauf in Schwerin meine Form zu prüfen. Und diese ist besser, als ich gedacht hätte.

Gestern lief ich den geplanten REKOM-Lauf in einem Tempo, welches weit langsamer als vorgenommen war. Ich war auch ein wenig platt von den TE's der vorangegangenen Tage, und so war es nur gut, mal nicht auf die Tube drücken zu müssen bzw. zu dürfen, und damit meine ich nicht die Zahnpastatube. Mit solchen Aussagen muss man ja seit dem Baumann-Fall aufpassen. Wink Jedenfalls lief ich 9.7 km im 4:43er-Tempo (123). Auch diesmal war mein Puls für das gelaufene Tempo viel zu hoch. Was soll's! Wenigstens funzte mein Pulsgurt. … Damit war diese festtagsgeprägte Woche auch wieder vorbei. Ich lief 98.7 km im Schnitt in 3:58 min/km.

Heute stand also der jahresabschliessende Silvesterlauf in Schwerin an. Ich stand um 7 Uhr auf und sah schon in der ersten Morgendämerung, dass keine Wolken den Himmel bedecken. Oh Wunder! Nach den vergangenen finsteren Wochen bahnte sich nun endlich mal ein schöner sonniger Tag an, und das wurde er dann auch. So lief ich gestärkt durch zwei Honigbrötchen zum Faulen See, wo der Wettkampf stattfand. Im Vorfeld zu diesem Wettkampf habe ich meine Ernährung mal der sporternährungswissenschaftlichen Strategie für Langstrekenläufer angepasst. Nach dem mittelschnellen 20er am Samstag habe ich eine Kohlenhydratediät durchgezogen, mich also nur eiweiß- und fettreich ernährt, aber erst nachdem ich eine 5-stündige Nachbrennphase eingehalten habe. Am Sonntag lief ich dann gleich nach dem Aufstehen den REKOM-Lauf und danach gings ans "Carboloading". Nun sollte sich zeigen, was das ganze gebracht hat. … Vor dem Wettkampf bekam ich gesagt, dass ein starker Widersacher mit an den Start geht, Danny Thewes! Gegen den bin ich noch nie gelaufen, aber ich weiß aus Ergebnislisten, dass er ungefähr meine Leistungsklasse ist, wenn nicht sogar noch schneller. Ausserdem war Christoph Hinz vom SSC mit am Start, der aber nicht unbedingt superschnell rennen wollte. Er sagte mir, er sei vor anderthalb Wochen in Neubrandenburg eine 8:42 min über 3000m gelaufen. Na holla die Waldfee! Da sah ich mit meinen 9:10 min alt aus. Aber Christoph ist ja auch auf den 3000m zuhause, für mich ist das eine Unterdistanz. Ich stellte mich also auf einen tollen und harten Kampf ein. Ganz davon abgesehen hatte ich sowieso vor einen harten Wettkampf gegen die Zeit abzuliefern. Nach dem Testlauf am Dienstag, wo ich 13:05 min für eine Runde von 4 km benötigt hatte, setzte ich mir das Ziel 26 Minuten zu laufen. Also pro Runde 13 min. Ich zweifelte aber daran, dass ich dies schaffen könne, schließlich habe ich im Testlauf noch nicht mal eine Runde im geplanten Tempo laufen können. … Da ich keine sauberen langen Wettkampfklamotten mehr im Schrank finden konnte ging ich in kurz an den Start, was mir bewundernde, aber auch wehleidige Blicke einbrachte. Zum Glück war Christoph genauso verrückt. Die Temperatur belief sich ca. auf 1°C, aber es war ja sonnig. … Pünktlich um 10 Uhr fiel dann der Startschuss. Gleich von Beginn an setzten Christoph und ich uns vom Rest ab. Komischerweise sah ich weit und breit keinen Danny. Wie ich später erfuhr, wollte er heute nur locker mitlaufen. Schade, der Vergleich zwischen ihm und mir lässt wohl noch auf sich warten. Nach ca. einem Kilometer hatten Christoph und ich schon einen 30 m-Vorsprung herausgelaufen. Von hinten drohte also keine Gefahr. So konzentrierte ich mich auf mein Tempo und auf Christoph, der sich von mir wohl herausgefordert fühlte und nun doch schnell laufen wollte. Aus nem Wettkampf vor nicht all zu langer Zeit weiß ich, dass er mein Tempo ca. 5 km gut mitgehen kann, bevor ich überhaupt eine Chance habe mich abzusetzen. Also wartete ich erst mal ab, hielt das Tempo aber hoch. Ab und zu drängte Christoph mal nach vorne, aber ich ließ mir bei meinem Psychospielchen mit ihm nicht dazwischenfunken. Ich blieb entweder an seiner Seite, oder lief vor ihm her. Ich wollte keine Schwäche durchblicken lassen. Nach 12:47 min (165) durchliefen wir zum ersten Mal die Start-Ziel-Linie. Wow!!! So schnell fühlte sich das Tempo gar nicht an. Aber langsamer machte ich dann auch nicht, schliesslich hatte ich noch den Christoph an meinen Fersen kleben und ich fühlte mich auch noch ganz gut. Die Runde um den Faulen See weist einen großen und einen kleinen Anstieg auf. Der große Anstieg ist wenig steil und eignet sich nicht so gut für einen Angriff, ausserdem ist er direkt hinter Start-Ziel, also noch zu früh für die Flucht nach vorn. Der kleinere Anstieg ist steiler, aber nur ca. 50 m kurz. Allerdings ist dieser Anstieg so ziemlich genau bei der 5 km-Marke und so versuchte ich eine kleine Lücke zwischen mir und meinem Verfolger zu bekommen. Als ich am Zenit des Anstiegs merkte, wie sich eine Lücke von ca. 5 m aufgetan hatte, behielt ich das hohe Fluchttempo bei und die Lücke wurde größer. Das Fluchttempo musste ich ein paar Minuten halten, um sicherzugehen, dass ich Christoph psychisch geknackt habe. Schliesslich ist es so, dass, wenn sich erstmal eine Lücke auftut, und man sie nicht gleich wieder zulaufen kann, irgendwann aufgibt. Das ist alles Kopfsache! Bei Christoph kam noch hinzu, dass die Lücke zu mir immer größer wurde. Ich hörte seine Schritte immer leiser werden. Als ich ihn nicht mehr hörte nahm ich etwas Tempo raus, ich hatte ja noch ca. 2 km vor mir. Aber ich war wohl auch dann noch schneller als Christoph, der wohl nun den Sieg nicht mehr haben wollte. Jedenfalls bin ich diese zweite Runde in 12:43 min gelaufen, macht insgesamt 25:30 min (168) und einen Schnitt von 3:11 min/km. Damit hätte ich nicht gerechnet. Vor Weihnachten hatte ich noch mit dieser Zeit geliebäugelt, aber nach dem weihnachtlichen Fressgelage, den fehlenden Intervallen in der vorangegangenen Woche und dem Testlauf vom Dienstag schraubte ich mein Ziel zurück. Vielleicht hat meine Ernährungstaktik der Vortage ja wesentliches zu diesem Erfolg beigetragen. Das werde ich bei einem anderen Wettkampf genauso wiederholen und dann schauen, ob sich ähnliches zeigt. Der Vorsprung vor Christoph betrug im Ziel letztendlich 19 Sekunden, die ich ihm auf den letzten 2.8 km abgenommen habe. Wer Dritter wurde, weiß ich nicht. So lange wollte ich im Zielbereich leichtbekleidet nicht verharren. Im Ziel gabs Glühwein und Pfannkuchen, an denen ich mich auch bediente. Dann bekam ich noch einen Pokal überreicht, nein, nicht für den Sieg beim Silvesterlauf. Für den zweiten Platz in der Cupwertung des LVMV, bei dessen Abschlußveranstaltung ich leider nicht erscheinen konnte. Blöderweise musste ich nach Hause laufen und den Pokal wollte ich nicht im Rucksack transportieren, wo er vielleicht noch kaputtgegangen wäre, oder was anderes kaputtgemacht hätte. So lief ich mit dem Pokal in der Hand nach Hause. Ich zog natürlich wieder alle Blicke auf mich, was mir nicht sonderlich genehm war. Unterwegs beglückwünschten mich sogar einige Passanten. Laughing Müßig zu erwähnen, dass ich mit dem Wettkampf mehr als zufrieden bin. Ich war eine Minute schneller als im letzten Jahr, und da habe ich alles gegeben, die Pulswerte lagen damals höher als heute. Wahrscheinlich wäre heute noch mehr drinn gewesen. Immerhin war das Anfangstempo eher verhalten, jedenfalls nicht sonderlich schneller als das Durchschnittstempo des Wettkampfes. Normalerweise gehen auf den ersten Kilometern einige Läufer ein weit höheres Tempo, als sie in der Lage sind über die komplette Distanz einzuhalten. Gerade Läufer wie Christoph, die von kürzeren Strecken kommen, haben Probleme schon von Beginn an ein gleichmäßiges Tempo zu laufen. Ich als Marathoni habe da natürlich Vorteile, ein konstantes Tempo liegt mir im Blut und kommt mir sehr entgegen, wie heute. Smile Insgesamt lief ich heute 17.33 km im 3:53er-Tempo (142).

Bleibt noch der obligatorische Jahresrückblick. Seit ich diesen Blog führe, habe ich leider keine großen Erfolge erlaufen können, alles spielte sich im Frühjahr ab. Im Winter 2006/2007 lief ich ein ähnlich tempohartes Training wie derzeit und erhöhte schon im Januar den Umfang, da Ende März die LM im Marathon anstand. In der Zeit von Januar bis Ende März lief ich meine Bestzeiten in diesem Jahr. Mit einer Zeit von 2:30:33 h im Marathon fand diese Bestzeitenralley aber ein abruptes Ende. Nach dem Marathon fiel ich in ein Formtief, aus dem ich nicht so recht herausfand. Der Grund war wohl, dass ich das Training nach dem Marathon nicht weit genug zurückschraubte und weiterhin Umfänge von 130-140 km/Woche lief und nur 4 Wochen nach dem Marathon schon wieder in die nächste Marathonvorbereitung ging. Zwischendurch wurde ich noch Landesmeister im HM, aber die Zeit war nicht sonderlich gut. Nur kurz nach der LM im HM zog ich mir eine Verletzung in der Hüfte zu, gefolgt von einer Reihe anderer Verletzungen, die mein Training und insbesondere die Marathonvorbereitung bei weitem nicht optimal verlaufen liessen. Die DHM im Marathon fand in Marburg statt, am 13.07., also mitten im Sommer und so blieb die schwere Konkurrenz auch fern. Ich erlief einen Start-Ziel-Sieg in 2:41 h, angesichts der schlechten Vorbereitung noch eine passable Zeit. Es war ja auch ein Sommermarathon, die sind immer etwas schwerer zu laufen und somit langsamer. Der Marburg Marathon verschlimmerte meine Hüftverletzung etwas, aber ich zog weiterhin mein Training durch, da noch ein Marathon anstand, nämlich die Rostocker Marathonnacht, wo ich den Hattrick machen wollte, also dreimal infolge den Sieg davongetragen zu haben. Ich lief den Marathon taktisch, zumindest hatte ich dies vor. Mit Andreas Gerrits aus Aachen hatte ich auch einen würdigen Gegner. Blöderweise bekam ich nach ca. 28 km schlimme Krämpfe in beiden Beinen und Füßen. In dieser Verfassung konnte ich mich nicht auf einen Schlußspurt einlassen und ergriff die Flucht nach vorn. Diese restlichen 14 km bis ins Ziel waren das Schlimmste, was ich wohl jemals erleiden musste. Ich schleppte mich von Kilometer zu Kilometer, immer mit dem Gedanken aufzugeben. Die Qualen waren unvorstellbar, aber irgendwie schaffte ich es ins Ziel, als erster. Die folgende Stunde nach dem Zieldurchlauf verbrachte ich mit schmerzverzertem Gesicht auf der Massagebank. Der Masseur war schon am verzweifeln, da meine Krämpfe einfach nicht nachließen. Dass ich diesen Marathon siegreich überstanden habe, hat mich geprägt. Wenns im Training mal unangenehm wird, weils zu kalt ist, oder sich der Magen meldet, dann beiß ich die Zähne zusammen. Der Rostocker Marathon hat mir gezeigt, was der Kopf in der Lage ist zu leisten, wenn der Körper Qualen erleidet. Ich denke, das ist die Faszination am Marathon, der zunehmends iimmer mehr Menschen verfallen. Den inneren Schweinehund überwinden, über sich hinauswachsen! … Nach diesem dritten Marathon im Jahr setzte ich mein Training ohne Rücksicht auf meine Verletzungen fort, bis ich mir eine Verletzung zuzog, mit der es mir nicht mehr möglich war zu trainieren und so musste ich über einen Monat auf die Rolle umsteigen und trainierte nur noch sporadisch das Laufen. Ende Oktober war dann alles überstanden und es konnte wieder losgehen. Und wie es losging! Mittlererweile bin ich auf einem Niveau, auf dem ich noch nie zuvor war. Und bis jetzt ist noch keine Stagnation in der Leistungsentwicklung zu erkennen. Mal schauen, wo mich das im nächsten Jahr noch hinbringen wird. Vorgenommen habe ich mir jedenfalls intelligenter zu trainieren und meinem Körper auch mal Ruhe zu gönnen. Mit dem Aquajoggen habe ich nun eine tolle Alternative zum Lauftraining gefunden, das wunderbar als REKOM-Training dient. Ausserdem, und das ist noch viel wichtiger, hilft das Aquajoggen mir, meinen Laufstil zu verbessern. Im Wasser kann man sich den Kniehub und das Durchschwingen der Unterschenkel schön aneignen. Sozusagen als "Trockenübung" im Wasser. Laughing

 Allen Lesern meines Blogs wünsche ich nun noch einen guten Rutsch ins Jahr 2008. Auf sportliche Höchstleistungen im neuen Jahr!!! mfg Matze

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3 Responses to “15. Schweriner Silvesterlauf”

  1. 1
    Daniel Says:

    Frohes und gesundes Neues erstmal! Welcher Marathon steht denn im Frühjahr an?

  2. 2
    Matze Says:

    Servus Daniel dir auch ein frohes und gesundes Jahr 2008. Am 24.05. ist die DHM im Marathon in Mannheim im Rahmen des MLP Marathons. Bis dahin heißt es verletzungsfrei bleiben und noch die eine oder andere Minute herauszuholen.

  3. 3
    vogue magazine Says:

    There is visibly a lot to realize about this. I assume you made various good points in features also.

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